HANDLUNG, ABGESCHLOSSENE

Herzstück des dramatischen Theaters (5-Akt-Motor), traditionelles Organisationsprinzip szenischer Vorgänge in Verlaufsform, somit gleichermaßen Kategorie von Poetik und Kriminalistik (die Tat eines Täters als vom Willen gesteuertes menschliches Verhalten) und fundamentalistische Glaubensvorstellung Alt-Europas vom Autorgott als Schöpfer eines Werkes („Und er sah, dass es gut war“, usw.) Teleologie ist die Theologie des Theaters: Fin de Partie, das Endspiel ist aus, Apocalypse WOW! Jeder fünfte Akt ist ein Akt der Gewalt, jeder Abschluss ein Ausschluss (von Nebenpersonen, -handlungen, -widersprüchen). „Jede Handlung“, schreibt John Holloway, „wie individuell sie auch immer zu sein scheint, ist Teil eines Chors des Tuns, in dem die gesamte Menschheit der Chor ist.“ (Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen, Münster 2006, S. 39) Am Anfang war zwar die Tat, aber die Tat hatte nicht einen Täter, sondern mehrere. Ein „Fluss des Tuns“, geht durch Zeit & Raum, der zerbrochen wird durch die Trennung von Tun und Getanem, Produktion und Produkt. „Die Trennung ist das Alpha und Omega des Spektakels.“ schreibt Guy Debord (Die Gesellschaft des Spektakels, Berlin 1996, S. 23) Eine Wand steht zwischen dem Spektakel und den Zuschauern, Spectators, doch bedarf es nur eines kleinen eingeschmuggelten Buchstabens, um aus ihnen Spectactors zu machen: „Zuschauspieler“ – Akteure, Handelnde. Und schon befindet sich alles wieder im Fluss… Nun deutet der Doppelsinn des Stichworts (Laden oder Geschäft, verriegeltes) schon auf die ökonomische Basis des Betriebs und sein mögliches Ende durch Konkurs, Boykott oder Verweigerung der Dienstleistung. Ende der Vorstellung: Der Vorhang fällt, aber keiner geht nach Haus. The Überbau strikes back, das Spiel kann weiter gehen. Auf zum letzten Gefecht!

Autor

Alexander Karschnia